DIE SCHANDE VON RAHLSTEDT

Beitrag zur 15. Ausgabe des Berliner Comic Magazins Epidermopyhtie und erster und einziger autobiografischer Comic von aha. Bei dem Heft handelt es sich um eine Hommage an den legendären Heftchenverleger Levin Kurio und seine KOMA-Comix.

 

Über den Beitrag:

Eines Nachts klingelt das Telefon. Am anderen Ende ist Levin Kurio. Nichts Gutes hat er im Sinn und will die jungen naiven Talente von Epidermophytie in die Falle von Rahlstedt locken. Und die tappen freudig blindlings hinein. Eine Tragikkomödie an deren Ende nichts mehr sein wird, wie es wahr.

“Die Schande von Rahlstedt“ wurde auf dem Comicsalon Erlangen 2010 mit dem ICOM-Preis für die beste Kurzgeschichte ausgezeichnet.

 

Über das Heft:

Lange bevor Zeichner, wie Mawil, Flix oder (hier beliebigen Namen einsetzen) den autobiografischen Comic in Deutschland Preis- und Feulliteontauglich machten, veröffentlichte von der Restwelt nahezu unbemerkt, ein norddeutscher Zeichner und Kleinverleger mit Namen Levin Kurio ab Anfang/Mitte der Neunziger (letztes Jahrtausend) seine autobiografische Comicserie KOMA-Comix.

 

In ihr erzählt er in bis dahin nie gesehener Authentizität vom Leben der Jugend auf dem nördlichen Lande. Eine Zeit der Selbstfindung und Abgrenzung, der sexuellen Suche und exessiven Trinkgenüssen. Das Besondere an Koma-Comix war, dass das Erzählte nicht erst Jahre später aufgeschrieben wird und damit bereits weit in der Vergangenheit liegt (wie in  dem thematisch ähnlich gelagerten “Dorfpunks“ von Roko Schamoni), sondern das Erlebte direkt und sofort in die Comicgeschichten Einzug fand. So gibt uns Koma-Comix gerade heute einen, zwar nicht sonderlich reflektierten, dafür aber 100% authentischen  und unbeschönten  augenzwinkernden Blick auf das Leben und Denken eines Heranwachsenden auf dem nördlichen Land in den Neunziger Jahren.

 

Das Berliner Comicmagazin Epidermophytie (u.a. “Das große Wimmelbildcomic“) setzt diesem fast vergessenen Kleinod der deutschen Comicgeschichte mit seiner 15 Ausgabe ein Denkmal. 15 namhafte Comcizeichner lassen die Hauptdarsteller von Koma-Comix für eine Ausgabe wieder auferstehen oder erzählen ihre ganz eigenen Erlebnisse und Erfahrungen mit Levin Kurio und seinen Koma-Comix. Abgerundet wird das Heft durch einen Informationsteill, der u. a.  ein ausführliches Interview mit Levin Kurio enthält.

Die Schande von Rahlstedt - Seite 1
Die Schande von Rahlstedt - Seite 1
Die Schande von Rahlstedt - Seite 2
Die Schande von Rahlstedt - Seite 2
Die Schande von Rahlstedt - Seite 3
Die Schande von Rahlstedt - Seite 3
Die Schande von Rahlstedt - Seite 4 (Fortsetzung in Epidirmophytie 15)
Die Schande von Rahlstedt - Seite 4

Kommentare

Aus der Jurybegründung zur Verleihung des ICOM-Preises
von Klaus Schikowski:
„Fürwahr, aha nimmt kein Blatt vor den Mund und in der Geschichte "Die Schande von Rahlstedt" vermischt er seine Erinnerungen an die Szene mit einer Anekdote um Levin Kurio. Dies tut er auf unverschämt vielseitige Weise und seine launige Selbsthistorisierung einer Sub-Szene stieß bei der Jury auf ungeteilte Begeisterung. Die Kurzgeschichte besticht durch ihre intimen Kenntnisse und durch die technische und erzählerisch gelungene Umsetzung. Es tut uns leid, dass durch den Juryentscheid wieder von Rahlstedt gesprochen werden muss, aber es ist einfach zu wichtig, wird dürfen das Thema nicht länger unter den Tisch fallen lassen. Aber mit der Kurzgeschichte ist es gelungen, wieder den Glauben an einen deutschen Underground-Comic zu geben, der erfrischend respektlos kommentiert und der Ironie und die Parodie noch als wichtiges Stilmittel nutzt. Danke aha, uns daran zu erinnern.“